Lügen sind die Würze des Lebens

Am liebsten hätte ich mich heute Morgen krank gemeldet. Der gestrige und vorgestrige Sondereinsatz vor Sergios Kanzlei (jawohl, 2 Tage in Folge!!), und...die beiden nächtlichen Analysesitzungen in meiner Eckkneipe, waren vermutlich zu viel des Guten. Auch wenn mir in der Früh nichts gefehlt hat, außer…der gewünschte Mumm in den Knochen, hätte ich schon irgendeine Krankheit aus dem Hut, bzw. aus dem Gesundheitswälzer gezaubert. Ja, ich hätte gelogen, warum auch nicht! Meine Sterne stehen recht günstig für Lügen aller Art. Erst kürzlich habe ich dem neuen, doch überaus besorgten Banker von der Sparkasse mitgeteilt, dass ich spätestens Ende des Jahres mein Konto ausgeglichen haben würde. Auch meiner liebeskranken Kollegin habe ich gestern eindringlich versichert, dass ihr verheirateter Freund garantiert einen übereilten Schlussstrich gezogen habe. Spätestens nach Weihnachten würde er wieder bei ihr aufkreuzen. Sergio habe ich einst versprochen, dass seine Präsenz auf meinem Blog tabu wäre, und...Schimi glaubt immer noch, dass ich 2016 als Austauschlehrerin in Montreal meine Brötchen verdient habe.

Für einige Soziologen ist die Lüge sogar das Salz des Lebens, denn unbestritten mache eine kleine Prise davon das Leben leichter. Nur ein Zuviel mache es ungenießbar. Was ist beim Lügen ein Zuviel? Da wird man vermutlich geteilter Meinung sein, wie so oft im Leben. Unabhängig davon, ziehe ich das dosierte Lügen erst gar nicht in Erwägung. Wenn es erforderlich ist, tische ich meinen Artgenossen, frei von der Leber weg, eine "frisierte Wahrheit“ auf. Da kann ich nicht einfach den Schwanz einziehen, weil das Lügenkontingent bereits ausgeschöpft ist. Wäre dies der Fall, hätte ich am Vortag das Lügen-Stoppschild registriert und meiner Kollegin schonungslos die Augen geöffnet. „Du, dein verheirateter Kerl hat nur ein wenig Abwechslung vom eintönigen Eheleben gesucht. Sieht nicht so aus, als wenn er die heimische Erbsensuppe weiterhin aufs Spiel setzen möchte. Aus die Maus!“ Und dann? Petra wäre am Boden zerstört gewesen. Ihre Hoffnung wäre jäh zerplatzt. Nacht für Nacht würde sie sich fortan in den Schlaf heulen. Dagegen wird ihr meine barmherzige Lüge ein hoffnungsvolles Weihnachtsfest bescheren.

Geübten Lügnern, und dazu darf ich mich in aller Bescheidenheit zählen, merke man es auf den ersten Blick oft nicht an, dass sie die Unwahrheit sagen. Dabei könne aber die Mimik einen Lügner enttarnen. Da halte ich abermals dagegen: Übung macht den Meister! Kernspin-Aufnahmen zeigen, dass notorische Lügner eine andere Hirnstruktur als aufrichtige Menschen haben. Damit kann ich leben, denn was juckt mich mein innerer Bauplan! Mit Hilfe des Magnetresonanztomographen (MRT) wird sogar deutlich: Lügen ist für das Gehirn anstrengender, als bei der Wahrheit zu bleiben!  Dem stimme ich uneingeschränkt zu. Ist ja nicht von Hand zu weisen, dass ich mich ständig so schlapp fühle. Alles hat nun mal seinen Preis!