Mit "Friederike" ist nicht gut Kirschen essen!

Dass mir das Orkantief "Friederike" heute etwas mehr als einen frischen Wind um die Nase wehen würde, war mir bereits seit gestern bekannt. Der Deutsche Wetterdienst prophezeite für ganz Nordrhein-Westfalen schwere Sturmböen, bis hin zu orkanartigen Böen, mit Windgeschwindigkeiten von 90 bis 130 Kilometern pro Stunde. Die Warnung sollte für den ganzen Tag - von 7 Uhr am Morgen bis 18 Uhr am frühen Abend - Gültigkeit haben. Besonders heftig sollte sich der Sturm zwischen 11 und 17 Uhr entwickeln.

Trotz aller Unkenrufe war ich dann doch überrascht, als ich heute, in aller Herrgottsfrühe, unsanft, durch einen lauten Knall geweckt wurde. Einsatzbereit stand ich sofort senkrecht im Bett. Den Ruhestörer konnte ich zügig ausfindig machen. Das Oberteil meiner Hollywoodschaukel hatte sich gelöst und quasi um die eigene Achse gedreht. Vermutlich hatte sich  “Friederike“ bereits ihren Weg gebahnt. Kein schöner Anblick! Doch immer noch besser, als das bekleidete Metallgerippe in der eingeschlagenen Fensterscheibe hängen zu sehen. Was nicht ist, kann ja noch werden, überraschte mich ein heller Geistesblitz. Schnellstens brachte ich das verselbständigte Dachteil in Sicherheit.

Auf dem Weg zur Schule mischte dann “Friederike“ mich anständig auf. Höchstwahrscheinlich kam sie jetzt so richtig in Fahrt! Einmal wurde ich brutal gegen eine Hauswand gedrückt, ein anderes Mal küsste ich einen betagten Opi, dem ich unsanft in die Arme geschleudert wurde. Ansonsten schlug ich mich tapfer durch. Pünktlich, ohne einen ernsthaften Defekt, trudelte ich am Arbeitsplatz ein. Nach der 2. Stunde war jedoch Schicht. Anweisung von ganz oben: Sturmwarnung! Die Eltern der Schüler wurden informiert, dass die Kinder abgeholt werden müssten, bzw. nach Hause kommen würden. Als alle von Bord waren, durfte sich auch die Lehrerschaft in Sicherheit bringen. Nein, traurig war ich nicht, doch der Heimweg entpuppte sich als nächste Herausforderung gegen die unberechenbaren Mächte des Firmaments. Zweimal entkam ich nur mit Müh und Not einem Dachziegel-Attentat und an der Straßenbahnhaltestelle sprang ich nur ganz knapp dem Schienentot von der Schippe. Drei Meter vor der rettenden Haustür pfefferte mich ein besonders aggressiver Orkanausläufer mit Schmackes gegen eine Mülltonne. Gemeinsam gingen wir zu Boden und die halbvolle Tonne entleerte sich, nach der nächsten kräftigen Böe, allein in meine Richtung.

Frisch geduscht und eingekuschelt hänge ich nun in meiner warmen Butze ab. Heute werde ich nicht mehr einen Schritt vor die Tür setzen - stattdessen zeige ich "Friederike" den Stinkefinger!