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2013-11-22T21:10:12+01:00

Die lange Irrfahrt des Odysseus

Veröffentlicht von AnnaChaos

Endlich Freitag, der mir wie das ersehnte Licht am Ende eines langen Arbeitstunnels erscheint. Ich bin froh, dass ich mich dem Müßiggang hingeben kann. Noch froher bin ich, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort geboren wurde, denn nur so kann ich als Nutznießerin vom hiesigen Internet-Zeitalters profitieren. Einst habe ich wie ein Pionier die unendlichen Weiten des Internets erschlossen. Gut, nicht alle Erkundungsfahrten waren ein Highlight per se. Da hat mein unbedarft menschliches Auge Dinge gesehen, die einem Sensibelchen spontan auf die Netzhaut geschlagen wären. Kann froh sein, dass ich aus einem gröberen Stück Holz geschnitzt wurde.

An diesen nebeligen Novembertag, als ich erstmalig in einem Chatroom gelandet bin, kann ich mich noch sehr genau erinnern. Der “Gelbe Urlaubsschein“ gepaart mit tödlicher Langeweile war die Triebfeder meines damaligen Handelns. In den ersten Minuten kam ich mir schon blöd vor, so mir nichts, dir nichts, mit wildfremden Menschen in Kontakt zu treten, aber...nach und nach bin ich aufgetaut und habe mich irgendwann zu einer begeisterten Chatterin entwickelt. Diese Kommunikationsform ist einfach perfekt auf meine persönlichen Bedürfnisse zugeschnitten. Das habe ich recht schnell begriffen. Für einen Plausch via Internet muss ich mich nicht mal in Schale zu werfen. Mit Lockenwicklern, Kuschelsöckchen und im bevorzugten Gammel-Look hocke ich bequem vor dem PC und sülze, stänkere, krakele, philosophiere, plaudere, motze, zetere, wettere oder diskutiere ich - ganz nach Lust und Laune und dem “Gegenüber“, das mir dort über die Füße stolpert.

Die Typen, die sofort zur Sache kommen, setze ich ratzfatz auf die “Schwarze Liste“ ,und... schon sind sie aus meiner persönlichen Hemisphäre verschwunden. Anfangs habe ich mich nicht gescheut, eine geballte Standpauke vom Stapel zu lassen, um diese Hormonjunkies hinzubiegen, aber…da ich nie eine Karriere als Mutter Theresa des Chats im Sinn hatte, habe ich wieder Abstand von meinen Bekehrungsversuchen genommen.

Viele Gegner des Chats sind der Ansicht, dass es lächerlich sei, per Tastatur zu kommunizieren, ohne den Anderen wirklich zu erfahren. Natürlich ist diese Art der Verständigung kein Ersatz für einen herzigen Face-to-face-Smalltalk zwischen den Geschlechtern, da Stimme, Spontanität, Mimik und Gestik die tragenden Säulen einer wahren menschlichen Begegnung sind. Streite ich auch gar nicht ab! Voraussetzung ist jedoch, dass man einer Person auch tatsächlich begegnen will. Oder?

Auf reale Dates bin ich, ehrlich gesagt, nicht wirklich scharf. Und...solange ich der lausigen Schimiplage nicht Herr geworden bin, wird sich daran auch nicht viel ändern. Ich verzichte dankend auf einen herzigen Face-to-face-Smalltalk und bevorzuge, wie gehabt, die krümelfreie Variante. Da ich im Chat mein Gegenüber nicht real sehe, muss ich auch nicht befürchten, dass ich mich in die nächsten blauen, grünen oder wahlweise braunen Augen, verliebe!

PS Nur schade, dass ich mittlerweile in den meisten Chaträumen “Hausverbot“ habe!

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