Overblog
Edit post Folge diesem Blog Administration + Create my blog

2013-11-26T21:13:53+01:00

Der Armut kann man nicht kündigen!

Veröffentlicht von AnnaChaos

Mir war schon klar, dass mich Herr Glauber heute nicht zu Kaffee und Kuchen in die Sparkasse gebeten hatte. Leider! Meine übereilte Zusage, dass ich bis Ende des laufenden Monats mein Konto ausgeglichen haben würde, hing mir wie ein schwerer Mühlstein um den Hals.

Nichtsdestotrotz betrat ich zum vereinbarten Termin die Sparkasse. Meine Drittklässler paukten währenddessen mit der engagierten Lehramtsanwärterin Mathe bis zum Abwinken. Ich grinste schadenfroh, obwohl mir ein paar Nachhilfestunden in Mathe, bzw. Buchführung, auch gut zu Gesicht gestanden hätten. Schließlich war ich nicht grundlos in die Räumlichkeiten der hiesigen Sparkasse zitiert worden. Eine innere Stimme riet mir, die Begegnung mit dem Hüter des Geldes ja nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.

Herr Glauber begrüßte mich kurz und bündig, dann bot er mir einen Platz an. Irgendeine weibliche Auszubildende schenkte mir eine Tasse abgestandenen, bitteren Kaffee ein, der so unbekömmlich war wie die nachfolgenden Fakten, die mir der Banker um die Ohren knallte. Entweder war ich in der Lage, mein aus allen Nähten platzendes Minus-Konto umgehend auszugleichen oder das endgültige Versiegen der Geldquelle stand wie ein Damoklesschwert im Raum. Weder das bevorstehende Weihnachtsfest noch meine lange Laufzeit als Kundin konnte das verkrustete Sparkassenherz erweichen. Als uneinsichtige Wiederholungstäterin hatte ich
alle Bonuspunkte, die mir Herr Glauber Jahr für Jahr eingeräumt hatte, verbraucht. Restlos! Genau das gab er mir zu verstehen!

Da war guter Rat teuer! Krampfhaft suchte ich nach einem Lösungsansatz. Spontan fiel mir nur die 3. Binomische Formel ein. (a+b) x (a-b) = aa - ab + ba - bb = a² - ab + ab - b²= a²- b². Aber auch die konnte mir nicht aus der Patsche helfen. Kaute mir drum den letzten Rest vom rotbraunen Nagellack runter. „Der Armut kann man nicht kündigen!“, vernahm ich eine überaus frivole aber vertraute Stimme. Mein erster Ehemann, der sich vor Monaten selbständig gemacht hat, grinste mich im Vorbeigehen niederträchtig an. Ich gönnte ihm einen überheblichen Seitenblick, bevor ich mich wieder Herrn Glauber zuwandte. Ich räusperte mich kurz, um anschließend die Wogen zu glätten - ein für alle Mal. „Neben der Jahressonderzahlung, die spätestens am Freitag mein Konto erreicht haben wird, erwarte ich noch...“ - „Was erwarten Sie noch?“, fiel mir der Sparkassenmensch in das Wort, das mir irgendwie nicht über die Lippen kommen wollte. „...ICH erwarte noch eine Erbschaft!“, vollendete ich mein Werk. Nach dieser Auskunft entließ mich Herr Glauber. Er schüttelte mir sogar die Hand, die er bereits in Gold aufwog.

PS Der Armut kann ich nicht kündigen, aber...meinen festen Wohnsitz schon!

Kommentare anzeigen

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren:
Kommentare

Girl Gift Template by Ipietoon - Gehosted von Overblog